„DREI-MONATS-KOLIK“ -  SCHREI-BABY

Gesunde und gut gedeihende Säuglinge, die zu exzessivem Schreien neigen, erhalten seit den 1950er-Jahren die Diagnose „Drei-Monats-Koliken“ und werden auch als „Schrei-Baby“bezeichnet. Die Häufigkeit von „Drei- Monats - Koliken ist hoch – bis zu 20 % aller Säuglinge leiden darunter!

 

Was sind Drei-Monats-Koliken?

Die Bezeichnung „Drei-Monats-Koliken“ ist aus den beiden Begriffen „ Drei- Monate“ und „Kolik“ abgeleitet. „Drei-Monate“, weil das Schreien des Kindes erfahrungsgemäß nach 3 bis spätestens 4 Monate aufhört. Kolik kommt vom griechischen Wort „kolikos“, womit der Dünndarm gemeint ist und die Ursache in einer schmerzhaften Verdauung gesucht wird.

Säuglinge mit diesen sog. „Drei-Monats-Koliken“ schreien ab dem zweiten Lebensmonat deutlich häufiger als andere Säuglinge und lassen sich auch nicht zuverlässig trösten. Exzessives Schreien wird nach folgendem Dreisatz definiert: Mindestens drei Stunden an mindestens drei Tagen über mindestens drei Wochen. Das Schreiverhalten zeigt einen typischen Tagesrhythmus mit abendlichen Spitzen. Gleichzeitig mit dem Schreianfall kann es zu Blähungen kommen. Die Hände des Kindes sind zu Fäusten geballt, die Beine werden angezogen bzw. der gesamte Körper wird gestreckt. 

Was ist die Ursache für diese Drei-Monats-Koliken?

Klinisch mögen das Anziehen der Beinchen und die – häufig in Folge des Schreiens auftretenden – Blähungen für eine abdominelle Ursache sprechen oder für eine solche gehalten werden. Ein biologischer Beweis für eine abdominelle Ursache des exzessiven Schreiens konnte aber nie erbracht werden. Der Alltag zeigt, dass weder eine Therapie mit Suspensionen oder Probiotika noch eine Nahrungs- bzw. mütterliche Ernährungsumstellung einen zufriedenstellenden Effekt nach sich ziehen. Auch in Studien, in denen Stuhluntersuchungen von Säuglingen mit Drei-Monats-Koliken erfolgten, konnten keine pathologischen Parameter nachgewiesen werden. Warum sollte zudem eine abdominelle Ursache eine so eindeutige Abendbevorzugung aufweisen?

Das einzige das hinsichtlich der Drei- Monats-Koliken unbestreitbar festgehalten werden kann ist der Umstand, dass die betroffenen Säuglinge in diesen Episoden (extrem) gestresst sind.

Warum weint der Säugling?

Wahrscheinlich führt eine Störung in der Entwicklung des biologischen Rhythmus und der Schlafregulation zum Phänomen der „Drei-Monats-Koliken“. Im Alter jenseits des dritten Lebensmonates – und damit zum Zeitpunkt des Nachlassens und Verschwindens der „Drei-Monats-Koliken“ – steuert das körpereigene Hormon Melatonin den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers. „Drei-Monats-Koliken“ sind grundsätzlich zur Migräne und ihrem Spektrum assoziierbar und kein Grund für elterliche Schuldgefühle.

Was tun?

Durch eine Reizreduktion und Schlaf ist die „Drei-Monats-Kolik“– partiell– beeinflussbar. Daher wird eine Stimulusreduktion (ruhiger, abgedunkelter Raum, keine starken Gerüche) und das Schaffen einer schlaffördernden Umgebung (z. B. mit leichtem Schaukeln, Stillen u. a.) empfohlen. Daneben empfiehlt sich für die Eltern das Führen eines einfachen „Schrei-Tagebuches“.

Sollte trotz adäquater „Therapieversuche“ und ausreichender Beobachtungszeit eine Medikamentengabe notwendig sein, empfiehlt sich Paracetamol in der entsprechenden, gewichtsbezogenen Dosierung von 10 bis 15 mg/ kg Körpergewicht als Einzeldosis und gleichzeitig Tagesdosis!